Neurotische Nuss
AMICA: Sie sehen phantastisch aus und spielen schon wieder die Unscheinbare. Da stimmt doch was nicht.
TONI COLLETTE: Das nennt man dann wohl Schauspielen. Aber Sie haben Recht. In den letzten Filmen ha-be ich so viel gejammert, dass ich mich selbst nicht mehr leiden mochte. Selbst schuld. Nach meinem Durchbruch mit „Muriels Hochzeit” wollten alle die fröhliche Dicke von mir. Ich dachte, dagegen muss ich anspielen. Und jetzt bin ich auf neurotische Nüsse abonniert.
Vielleicht geben Sie sich nicht genügend Mühe, dem Hollywoodschema zu entsprechen?
Glücklicherweise bin ich immer durchs Netz geschlüpft. Ich lebe auch wieder in Australien. Holly-woods Gier bekommt mir einfach nicht. Nach Ruhm, Macht, Schönheit? Diese Botox-Zombies sind doch nicht normal. In Sydney wird es auch immer schlimmer. Wenigstens glauben Australier nicht, dass sie auf Mission sind.
Alle zu den eigenen Idealen bekehren zu wollen?
Einmal weigerten sich ein paar Frauen, mit mir auf eine Oscar-Party zu gehen. Weil ich Achselhaare hatte! Sie meinten, das ginge in Amerika nicht. Ich bin natürlich trotzdem hin, unrasiert.
Ihrer Karriere hat’s nicht geschadet.
Im Gegenteil. Meine Karriere gründet nicht auf meinem Aussehen. Wenn ich will, kann ich arbeiten, bis ich 90 bin.